
8 1/2 – Presse
Jazzsounds zwischen Fröhlichkeit und Realität
Die Formation Jazzpool NRW hat am vierten Advent im Jazzkeller mehr als nur vier Kerzen brennen lassen. Vor gut besuchtem Haus stellte das Septett sein neuestes Projekt vor, ein Programm mit Musik von Nino Rota zu Filmen von Frederico Fellini, und Christopher Dell boppte sich am Vibraphon gleich im Opener derart in Rage, dass ihm fast die Brille zwischen die vier Klöppel geraten wäre.
Rota, der auch Musiken für Filme von Visconti und Coppola komponierte, hatte den Vollblut-Jazzern aber auch höchst lohnende Vorlagen hinterlassen. Besonders die Nähe bestimmter Titel zur Jahrmarkts- und Zirkusmusik im Spannungsfeld der Filmcharaktere zwischen der Illusion ausgelassener Fröhlichkeit und der Realität erdrückender Tristesse, zwischen hoffnungsloser Zärtlichkeit und hilfloser Gewalt, inspirierte diese Band aus Solisten zu mancherlei Höhenflügen.
Spritzige Dialoge
Herausragend von Anfang an die spritzigen Dialoge zwischen Peter Weiss am Schlagzeug und Christopher Dell, immer dicht dabei Dieter Manderscheid am Bass, der seine melodische Ader diesmal aber nur selten ausleben konnte. Brillant ebenfalls Rainer Winterschladen an der Trompete mit blues-getränktem Grundton, dem er aber immer wieder auch schrille Spitzen aufsetzte. Heinz Hox steuerte am Akkordeon die folkloristischen Elemente aus Italien und Frankreich bei und gab den häufigen Unisono-Parts mit Hugo Read am Tenor- und Wolfgang Schmidtke am Sopransaxophon eine ganz eigene, höchst reizvolle Farbe. Als Solisten setzten natürlich auch Read und Schmidtke ihre Marken, besonders Schmidtke wagte sich mitunter auf ein hohes Seil, enthusiastisch angefeuert von Weiss und Manderscheid.
Herrlich auch der „Belphegor’s Stomp“, der aus dem Chapiteau direkt nach New Orleans führte, auch Hox und Manderscheid in die erste Reihe treten ließ und dann konsequent zurück in die Manege fand. Und grandios die Suite zum Abschluss, die von Winterschladens tiefstem Blues bis zur Tutti-Groteske eines zu schnell gedrehten Leierkastens noch einmal das ganze Stimmungsspektrum des Gigs zusammenballte. Dabei glänzte die Band mit traumhaftem Ensemblespiel, und die Eleganz und Behändigkeit, mit der sich die Musiker die Bälle zuwarfen, hatte ihrerseits durchauch zirzensische Qualitäten. Zugabe musste sein.
Rheinische Post, 23.12.08