Mingus Moves 2006
Der Komponist, Bassist und Bandleader Charles Mingus hat einen bleibend faszinierenden Weg gefunden, bei steter Verwurzelung in der großen Tradition des Jazz, doch ständig nah am Puls der Zeit zu sein.
Bebop und – mehr als bei seinen Zeitgenossen – auch Swing werden in der Entwicklung vieler Stücke so montiert, dass ihre improvisatorischen Möglichkeiten schnell in den Free Jazz der 60er Jahe mündeten. Mehr als alle anderen Zeitgenossen hat Mingus auch mit dem Element Form gearbeitet. Komponieren hieß bei ihm nicht das Schreiben eines 32-taktigen Songs. Oft wählte er komplexere Formen, die im Umgang mit Tempo, Metrum und Chorusform fortschrittlicher waren, als das noch heute im Bereich des „Straight Ahead“ Jazz üblich ist.
Prägend für sein ganzes Wirken ist Mingus’ große Achtung für Duke Ellington. Ohne die Originalität von Mingus Kompositionen zu schmälern, muss ihr Entstehen immer im Kontext mit der Musik Ellingtons gesehen werden. Geht man einen Schritt weiter, so wird schnell die bluesnahe Ästhetik beider Künstler deutlich.
Mingus Musik ist für Jamsessions kaum zu gebrauchen. Vielleicht ist er deshalb nicht so präsent wie Thelonious Monk oder Wayne Shorter. Da in ihr aber so viel komprimierte Jazz Ästhetik steckt, schien uns die Annäherung an Charles Mimgus ein angemesser Auftakt für Jazzpool NRW zu sein.