Mingus Moves – Presse
Jazzmusiker können sich nicht verstecken
Nachtfoyer im Schauspielhaus: Ein Septett um Wolfgang Schmidtke spielte im Sinne von Charles Mingus
Bands und Orchester, die sich nach dem Tod des legendären Bassisten und Bandleaders Charles Mingus am Jahr 1979 auf seine Musik spezialisieren, gibt es reichlich. Doch viele können seinen kreativen Geist nicht wieder beleben. Mit „Jazzpool NRW“, einem Septett um den Wuppertaler Komponisten und Saxophonisten Wolfgang Schmidtke und den Düsseldorfer Schlagzeuger Peter Weiss gelang das aber erstklassig. Im letzten Nachtfoyer dieses Jahres interpretierte es im Schauspielhaus seine Werke aus neuen Perspektiven.
Welcher Jazzfan kennt nicht die Mingus-Stücke „Boogie Stop Shuffle“, „Peggy’s Blue Skylight”, „Goodbye, Pork Pie Hat? oder „Duke Ellington’s Sound Of Love”? Diese und noch ein paar andere von ihm sowie eine Komposition von Schmidtke („Movin’ “) erstrahlten, von Schmidtke neu arrangiert, in neuem Glanz. Die Spitzenmusiker spielten getreu dem Mingus-Credo „Es gibt kein Sichverstecken im Jazz, er ist das Innerste, die Musik ist ihm ein Gespräch – Spiel mir, was du bist. Jazz, das ist das tägliche Schreiben der Autobiografie.“
Reiner Winterschladen (Trompete), Matthias Muche (Posaune), Wolfgang Schmidtke (Sopran-, Tenorsaxophon, Bassklarinette), Arrangements , Gerd Dudek (Tenorsaxophon, Querflöte), Florian Weber (Klavier), Christian Ramond (Kontrabass) und Peter Weiss (Schlagzeug) spielten unglaublich expressiv. Neben einem kongenialen Zusammenspiel im Tutti und bei den Themenvorstellungen waren es gerade die Soli, die wohl im Sinn von Mingus waren: Schnell wurden Formen und Vorgaben verlassen Richtung freien Improvisationen. Sie sprühten vor feurigem Schwung und großer emotionaler Tiefe. Dieses Highlight des Wuppertaler Jazzlebens kam natürlich unglaublich gut an und wurde von enthusiastischem Beifall begleitet.
Hartmut Sassenhausen, Westdeutsche Zeitung Januar 2007